Hafen Sassnitz
Wettbewerb 3. Preis | Rügen
Der Sassnitzer Stadthafen ist in Veränderung. Vormals gewachsen durch Fischerei- und Fährbetrieb haben politische und wirtschaftliche Veränderungen der letzten Jahrzehnte zu einem Bedeutungsverlust geführt.Die Verlagerung wichtiger Hafenteile aus dem Stadthafen nach Mukran haben die Stadt von lautem Gewerbe befreit, gleichzeitig ist aber auch ein Teil Bevölkerung und der Identität verloren gegangen. Der ehemalige Fährhafen ist verwaist und die Fischereihallen obsolet.
Ziel des Entwurfs ist es die bestehenden Strukturen weiterzudenken, durch ergänzende Neubauten aufzuwerten und so den Charakter des Fischereihafens zu erhalten und zu stärken. Erreicht wird dies durch eine Vereinfachung der zu erneuernden Kaimauer. Mittels eines geraden Schlusses von Kaimauer und Gebäudekante entsteht eine klare räumliche Hierarchie auf Hafenebene: offenes Hafenbecken, Kai mit Fussgänger-Boulevard, Bebauung und rückwertig die Hafenstraße für Lieferverkehr.
DIE HOCHBAUTEN | Die vorgeschlagene Bebauung schließt an die Fluchten der Bestandsbauten im Osten und Westen und schließt Sie zu einer durchgängigen Zeile am Hafen. Die stark variierenden Gebäudehöhen der Umgebung werden ebenso übernommen wie die einfache Typologie der Gewerbehalle.
In buntes Blech gehüllt sind sie Chimären im Hafen, können touristische Nutzungen und Hafengewerbe gleichzeitig beherbergen. Nach der bewegten Geschichte ist eine Offenheit der Nutzungsmöglichkeiten eine flexible Option zu Hochbauten mit fixen Nutzungstypen.
Die Errichtung der Gebäude in Skelettbauweise aus Beton oder Stahl verbindet kostengünstige Vorfertigung der Bauelemente mit kurzen Bauzeiten und nachhaltiger Demontierbarkeit des Rohbaus. Die einfache Möglichkeit der Variation von Bauhöhe, Spannweite und Fassadenbekleidung läßt Spielräume zur Gestaltung einer stimmungsvollen Bebauung mit Gebäuden in Form von Archetypen. Das Turmhaus und die Gewerbehalle mit Sheddächern dienen beispielhaft als Vertreter. Die Analogie zu zeitgenössischen Hafenmotiven wie farbigen Krankonstruktionen, bunten Containerstapeln oder riesigen Schiffswänden ist beabsichtigt und macht den Unterschied des Stadthafens in Sassnitz zu großstädtischen Hafenumbauten mittels Backstein, Beton und Glas.
Der Pavillon | Das Zentrum und die fehlende Mitte der Hafenkante bildet ein großer Pavillon. Gleich einem großen Stadtplatz treffen hier viele Ströme aufeinander. Die Besucher der Parkpalette verlassen diese direkt zum Pavillon. Fußgänger sehen den roten Pavillon schon von Weitem schwimmend im Wasser. Der Pavillon gibt dem gesamten Hafenbecken eine Mitte, die bisher in der Länge und Weite fehlte. Im Unterschied zur Bebauung der Hafenkante ist die Bespielung offen und nicht kommerziell. Das rote Dach macht sich den Effekt großer Rundpanoramen des 19. Jahrhunderts zu eigen. Der Besucher betritt den Pavillon vom Kai über flache Stufen hinter zur Wasserfläche. Knapp darüber eröffnet sich nun überraschend ein umfassender Blick auf den Kosmos des Hafenbeckens: Mole, Schiffe und Himmel scheinen unwirklich nah zu sein. Auf dem Platz des Pavillons treffen und finden sich Gruppen und verweilen nach den weiten Wegen im Hafen.
Planungszeitraum
2019Ort
SassnitzStatus
Wettbewerb 3.PreisAuftraggeber
Hafenbetriebs- und Entwicklungsgesellschaft SassnitzFotos
Büro Voigt