Theaterwerkstatt
Eisenach
Das Landestheater Eisenach führt nach einer Brandstiftung die umfassende Sanierung des bestehenden Werkstattgebäudes einschließlich Probebühne, Tischlerei, Schlosserei und Malsaal durch. Ergänzend soll ein neues Lager für Requisiten-, Kostüm- und Kulissenmaterial angebaut werden. Die Bauaufgabe wird durch den städtischen Kontext, die funktionalen Anforderungen und die Theaterlogistik bestimmt.
Das vielfältige Raumprogramm des Gebäudes ist von außen kaum zu erahnen: Schreinerei, Metallwerkstatt, Schneidereien, Büros und ein großer Fundus dienen der Herstellung von Ausstattung für Theaterproduktionen. Der große Vorteil aller Gewerke unter einem Dach und die zentrale Lage in der Stadt Eisenach sollen nach dem Umbau weiterhin bestehen bleiben. Hierfür wurden eine Erweiterung der Lagerflächen und die Neuorganisation der Betriebsabläufe notwendig: Der vorhandene Hof wurde beräumt und entsiegelt und wird zukünftig als Werkstatthof für Logistik und Aufführungen genutzt. Zugänge, Anlieferung und Probebühne orientieren sich in der Folge zum aufgewerteten Hof.
Der Umbau der Werkstätten sollte kosten- und energiesparend durch präzise Eingriffe in das Gebäude erfolgen. Auf Anpassungen am Rohbau wurde, soweit möglich, verzichtet. Funktionale Änderungen wurden durch den Tausch von Räumen ähnlicher Größe erreicht. Die gesamte Haustechnik wurde zeitgemäß erneuert.
Die ursprünglich verputzte Fassade wurde in Holzbauweise additiv gedämmt, verschalt und vorhandene Kunststofffenster integriert. Sie ist damit demontierbar und reparaturfreundlich.
Das reduzierte Farbkonzept schafft dabei einen besonderen Bezug zu Theater und Umgebung: Die Farbe Rot ist typisch für Eisenach und findet sich an vielen Orten in Form von Ziegeln, rotem Wartburg-Sandstein oder im Theaterlogo wieder. Daher wurden viele Details, vom Geländer bis zur Fliese, mit roter Farbe markiert und verweisen auf Nutzer und Region.
Architektonisch verfolgt der Umbau die Idee eines "Gebäudes für Handwerker". Das komplexe Ergebnis bezieht verschiedene Suffizienz-Strategien ein. Wo möglich, soll den Nutzenden die Möglichkeit der Aneignung gegeben werden: Handwerker sollen ihr Haus nutzen und gestalten können.
Die Umsetzung erfolgt auf verschiedenen Detailebenen des Gebäudes. Der Rohbau wurde nur dort verändert, wo es absolut notwendig war,z.B. für eine Probebühne am Innenhof und die Entfernung des Schornsteins. Alle erforderlichen Eingriffe zur Modernisierung erfolgten additiv zur bestehenden Bausubstanz.
Die verputzte Fassade wurde in Holzbauweise additiv gedämmt, verschalt und vorhandene Kunststofffenster integriert. Sie ist damit demontierbar und reparaturfreundlich.
Bestehende Kräne, Klappen, Geländer etc. wurden instandgesetzt. Die komplette Elektrik und Heizung wurde auf Putz und in Metall ausgeführt, sodass zusätzliche Installationen nachträglich erfolgen können. Vorhandene Bodenbeläge, Terrazzo und Fliesen wurden sichtbar mit Fliesen-Flicken repariert. Dicke Dielenböden wurden abgeschliffen und dürfen ihr Alter zeigen. Der einfache Bodenaufbau wurde durch den Verzicht auf Trittschall erhalten. Improvisierte Bodenanstriche wurden durch eine einfache, dauerhafte Ausgleichsmasse als Belag ersetzt. Durch den Umbau geschlossene Türöffnungen, Wandstücke und Durchbrüche wurden in Sichtmauerwerk ausgeführt, um Rückbaubarkeit und Umbauprozesse erkennbar zu lassen. Raue Putze und Oberflächen wurden nur monochrom überstrichen, ohne sie zu schleifen und zu glätten. Präzise Eingriffe mit neuen Bauteilen werten das Bestehende auf. Alle Innentüren wurden roh vor die Wände montiert und schaffen mit großen Verglasungen viel Licht und Kommunikation im Alltag.
Planungszeitraum
2021-2024Ort
EisenachStatus
fertiggestelltAuftraggeber
Kulturstiftung Meiningen-Eisenach • Landestheater EisenachKooperation
Toni Emmrich • Laura Schieferdecker • Luzia StallmannLeistungsphasen
1-9Größe
2.500 m2Fotos
Philip Heckhausen